Jahresbericht 2014
Jahresbericht 2014 Koblenz-Pfaffendorf
Eine Geschichte geht zu Ende
Am 1. Advent 2013 wurde das ehemalige Evangelische Gemeindezentrum Asterstein als St. Jakobus-Kirche der Altkatholischen Kirchengemeinde eingeweiht. Neben Vertreterinnen und Vertretern des Presbyteriums nahmen auch eine ganze Reihe evangelischer Astersteiner die Einladung der Altkatholischen Gemeinde an. Es war letztlich eine gute Entscheidung, das Zentrum an die Altkatholischen Geschwister zu verkaufen. Inzwischen sind auch unsere ehemaligen Astersteiner Veranstaltungen und Gruppen gut in der Hoffnungskirche oder den beiden anderen Gemeindezentren angekommen.
Neue Geschichten beginnen
Taufseminar
In Zusammenarbeit mit den Gemeinden Mitte und Lützel haben wir im Frühjahr erstmals einen Taufkurs für Farsi sprechende Migranten und Flüchtlinge, die in unseren Gemeinden leben, angeboten.
So konnten wir Einzelanfragen bündeln und uns gegenseitig in der Vorbereitung und Durchführung ergänzen und entlasten. Vier Themenabende und ein Treffen zur Taufvorbereitung führten zur Taufe von acht Erwachsenen am Pfingstsonntag in der Christuskirche.
Sowohl für uns als Pfarrerinnen und Pfarrer als auch für die Kursteilnehmer waren die Gespräche und schließlich der Taufgottesdienst eine besondere Erfahrung. Manchmal sind wir erschrocken über unser Vorhaben, so viele zentrale Themen in so kurze Zeit zu packen. Oft waren wir beeindruckt von der Wissbegier und Ernsthaftigkeit der Taufbewerber. Manches kann sicher noch verändert und verbessert werden, grundsätzlich sind wir nun aber für weitere Anfragen gut vorbereitet.
Eine Folgeidee ist, im Jahr 2015 gemeinsam, für alle vier Koblenzer Gemeinden, ein Taufseminar für Erwachsene anzubieten.
Lektorenteam
Wir haben angefangen, einen Kreis von Lektoren speziell für das Abhalten von Lesegottesdiensten aufzubauen. Zwölf Gemeindeglieder ließen sich gewinnen, haben bereits zwei Schulungstreffen absolviert und auch schon erste Lesegottesdienste allein oder zu zweit vorbereitet und gehalten.
Die Resonanz aus der Gemeinde war überaus positiv: Nur einige wenige tun sich noch schwer bei dem Gedanken, dass Gottesdienste auch aus der Gemeinde heraus gefeiert werden können.
Unser Anliegen ist, diese Möglichkeit im Blick auf die Zukunft mit erheblich weniger Pfarrstellen bereits jetzt einzuüben und vertraut zu machen – nicht als Notlösung sondern Bereicherung.
Eine unendliche Geschichte?
Unsere drei Kindertagesstätten beschäftigen uns in jeder Presbyteriumssitzung mehrfach.
Beschlüsse zu Personalwechsel, Stundenumschichtungen oder -anpassungen müssen für die Einrichtungen mit ihrem sehr breit gefächerten Angebot gefasst werden. Die Ausstattung muss immer wieder nachgebessert werden, sei es in der Küche, im Außengelände oder den Büros mit ihren PCs.
Und QM wird vermutlich über die jetzt schon hohen Anforderungen hinaus noch über Jahre Kräfte binden und kommt uns manchmal (noch) vor wie eine schier unendliche Geschichte.
Alte Geschichte heute erzählt
„Abendmahl“ ist unser theologisches Jahresthema. Im Ausschuss für Fragen der Theologie, Verkündigung und Kirchenmusik, in der Gemeindeversammlung, dem Gemeindebrief sowie in verschiedenen Gruppen haben wir uns diesem Thema gewidmet. Im September hat eine Gottesdienstreihe zu verschiedenen Aspekten des Abendmahls stattgefunden. Unser Anliegen war, über die Bedeutung des Abendmahls ins Gespräch zu kommen, Gemeindeglieder anzuregen, sich über ihre eigenen Erfahrungen und Gedanken bewusst zu werden, und die bei uns übliche Praxis zu reflektieren und ggf. nachzubessern.
Die Geschichte geht weiter
Stiftung Lebens-Weise
Das Ziel, mit den Stiftungserträgen eine hauptamtliche qualifizierte Kraft für die Seniorenarbeit auf der rechten Rheinseite von Koblenz finanzieren zu können, ist, nicht zuletzt „dank“ der niedrigen Zinsen, noch weit entfernt – trotz eines regen Stiftungsrates mit phantasievollen Ideen und stetig fließenden Zustiftungen.
Dennoch war es auch 2014 wieder möglich, die Organisation von zwei Seniorenausflügen durch die Stiftung finanzieren zu lassen.
Seit Oktober läuft ein Projekt mit der Uni Koblenz an. Zwei Studentinnen des BA-Studienganges Soziale Arbeiten / Fachbereich Sozialwissenschaften werden im Rahmen einer Projektwerkstatt über drei Semester in unserer Gemeinde eine Erhebung vornehmen, was sich jetzige und künftige Seniorinnen und Senioren speziell von ihrer / unserer Kirchengemeinde wünschen. Die Ergebnisse sollen Grundlage für weitere Angebote in der Seniorenarbeit sein, die die Stiftung dann im Rahmen ihrer Möglichkeiten gezielt finanzieren möchte.
Kirche Pfaffendorf / Kulturarbeit
Die Pfaffendorfer Kirche ist nach der geglückten Sanierung zwar noch nicht wieder hundertprozentig „die alte“, wird aber zunehmend auch von außergemeindlicher Seite als Raum für kulturelle Angebote entdeckt und mit Leben gefüllt.
Unterschiedlichste Konzerte, Kunstausstellungen, Lesungen – zuletzt Walter Kohl am 8. Oktober mit „Trialog: Kraftquelle Versöhnung – Aufbruch aus dem Opferland“.
Die Besucherzahlen bei Gottesdiensten sind erfreulich gestiegen, seit der Talbezirk wieder in „seiner“ Kirche feiern kann und auch von Brautpaaren wird sie wieder gern genutzt.
Eine Beispielgeschichte aus der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen
Auch in diesem Jahr haben sich wieder viele Jugendlichen aus unserer Gemeinde mit der politischen Jugendbildung (Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung) auseinander gesetzt. Hier ein Beispiel, wie sie ihre Gedanken in ein tolles Projekt umgesetzt haben:
Über Fronleichnam fand in Siegburg das Jugendcamp statt. Dorthin fuhren viele Jugendlichen der Evangelischen Jugend Pfaffendorf, um dort aktiv zu werden. Neben vielen attraktiven Angeboten, an denen die PfaffendorferInnen teilnahmen, veranstalteten sie auch eine Aktion mitten auf dem Marktplatz: den „Welt-Hunger-Tisch“!
An dieser langen Tafel saßen sieben Jugendliche, angezogen je nach der Kleidung der Menschen aus den USA, aus Deutschland, Brasilien, Rumänien, Äthiopien, Ruanda und den Philippinen. Vor ihnen stand ihr je landestypisches Esse. Auch der Tisch war gedeckt, je nachdem, wie es in dem Land typisch ist. In der Zwischenzeit gingen andere Jugendliche auf dem Marktplatz und durch die Fußgängerzone. Sie hatten eine Weltkugel auf dem Kopf und einen Korb mit Losen in der Hand. Sie sprachen Menschen an und luden sie ein, mit am Welt-Hunger-Tisch zu essen. Je nachdem, welche Flagge auf ihrem Los zu sehen war, waren sie bei Menschen in den sieben verschiedenen Nationen eingeladen, am Tisch zu sitzen, mit ihnen zu essen und sich über ihr Leben zu unterhalten.
Einige wenige sind so zu Besuch in den USA oder in Deutschland. Viele sind zu Gast in den anderen oben genannten Ländern. Sie bekommen eine Papiertüte, in denen ein Zettel mit den wichtigsten Infos über das jeweilige Land ist, und Nahrungsmittel, die zu dem Land passen. Wer zum Beispiel auf den Philippinen zu Gast ist, hat ein paar Reiskörner in der Tüte, wer in den USA zum Essen eingeladen ist, kann die Tüte kaum tragen: Sie ist gefüllt mit einer Dose Coca Cola, Muffins, Sandwiches, Schokoriegeln, Marshmallows, Ketchup, Toasts usw..
Schon bei dem Anblick des Tisches, der Tüten und des Platzes am Tisch wird den eingeladenen Menschen klar, wie ungerecht die Lebensmittel, der Reichtum in diesen sieben exemplarischen Ländern verteilt ist. Einige teilen sich ein wenig Wasser und Reis, andere genießen in vollen Zügen die Lebensmittel auf dem Tisch. Durch die sehr anschauliche Methode des Welt-Hunger-Tisches erfahren die Menschen aufgrund des eigenen Erlebens, wie es ist, wenn man nicht genug zu essen hat und dann auch noch sieht, wie anderen Menschen am Tisch genüsslich vor sich hin schlemmen.
Bei den Gesprächen, Diskussionen zwischen den Jugendlichen und den Gästen ging es immer um Information zu den Ländern, aber auch darum, sich zu fragen: Was habe ICH damit zu tun? Was kann ICH ändern? Was kann ICH tun? (Petra Seidel)