2. Unser Glaube ist ein Schatz zum Weitergeben
Im biblischen Zeugnis des Alten und Neuen Testaments begegnet uns Glaube als etwas, das weitergesagt und weitergetragen werden soll (z.B. 5. Mose 6, 4ff: „…Diese Worte sollst du dir zu Herzen nehmen und sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden…“ / Matthäus 28,18ff „…geht und macht zu Jüngern alle Völker … lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe…“).
Glaube verlangt nach „Mission“: Es gilt, Worte und Wege zu finden, die anderen unseren Glaubensschatz erschließen und es ihnen ermöglichen, ihn für sich selbst als etwas Kostbares und Wichtiges zu entdecken. Orte, an denen dies in unserer Gemeinde auch in Zukunft geschehen kann und soll, sind für uns in erster Linie die Gottesdienste für alle Generationen, unsere drei Kindergärten bzw. -tagesstätten, der Konfirmandenunterricht, der Religionsunterricht an den Schulen und gezielte Gesprächsangebote für Erwachsene.
Der Glaube jeder Generation beruht darauf, dass Menschen, die vor ihr gelebt und geglaubt haben, nicht zurückgehalten und verschwiegen haben, was ihnen wichtig war. Zeiten und Traditionen haben dabei ihre Spuren hinterlassen. Mag der Schatz als solcher gleich bleiben, so ist er doch auch durch viele Hände gelaufen. Er ist gezeichnet vom Leben auf dieser Erde, von Fragen, Zweifeln und Auseinandersetzungen. Das bleibt auch weiter so. Glaube will bearbeitet, durchdacht, von allen Seiten gefühlt und geschmeckt werden. Das ermutigt uns, auch unseren Glaubensschatz weiterzugeben: in unserer Zeit, unter unseren Bedingungen. Die Aufgabe einer Gemeinde könnte heute mehr denn je darin bestehen, Menschen aller Altersstufen zu helfen, sich ihres Glaubensschatzes bewusst zu werden, und sie zu befähigen, in Wort und Tat weiterzugeben, was ihnen wichtig ist. Ein Schritt in diese Richtung könnte in den nächsten Jahren das Angebot von „Glaubenskursen“ sein.
Auch die Ökumene bietet einen weiten Raum für Menschen, die einen großen Schatz miteinander teilen. Familien, in denen beide Konfessionen vertreten sind, haben in unserer Gemeinde einen hohen Anteil. Ökumenische Gottesdienste und Gespräche dienen der gegenseitigen Bestärkung. Sie helfen, die Beschäftigung mit dem gemeinsamen und je eigenen Glaubensschatz lebendig zu halten. Bestehende An-gebote sollen daher erhalten, wenn möglich noch ausgebaut werden. Der interreligiöse Dialog ist im Bereich unserer Gemeinde nicht aktuell; Angebote linksrheinischer Gemeinden sind für Interessierte aber zugänglich.
Schließlich sind auch alle, die Gottesdienste vorbereiten und gestalten, angefragt, ob sie darin das rechte Maß finden an vertrauten und überraschend neuen Worten und Klängen. Es ist grundsätzlich unser Bemühen, eine verständliche, gerechte Sprache zu finden, traditionelle Inhalte zugänglich zu machen und für Menschen unserer Zeit zu erschließen. Gemeindeglieder wünschen, Gottesdienste weniger zu „konsumieren“ als aktiv mitzugestalten. Wir geben diesem Bedürfnis nach aktiver Mitverantwortung bereits Raum: durch Lektoren und Lektorinnen, Gottesdienstvorbereitungsgruppen von Jugendlichen und Erwachsenen, durch mit Gruppen oder Einzelnen vorbereitete und gestaltete Themengottesdienste.
Mit der Weitergabe des Glaubensschatzes sind grundsätzlich alle zur Gemeinde Gehörenden betraut (2. Kor 4,6 „Durch uns sollen alle Menschen Gottes Herrlichkeit erkennen, die in Jesus Christus sichtbar wird.“).
Dies nicht als lästige und überfordernde Last, sondern als zugetraute und anvertraute Gabe und Möglichkeit aller bewusst zu machen, ist ein wichtiges Ziel, um Gemeinde und ihren Glaubensschatz auf viele Schultern zu verteilen.
Alles in allem geht es nicht darum, eine unangefochtene Hochglanzgemeinde zu sein, sondern in aller Anfechtung Gott Raum zu geben und gerade darin etwas von Gottvertrauen zu leben und zu zeigen. Eine Gemeinde darf ihre Schwächen und Unsicherheiten haben (2. Kor 4,7: „Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen“).
Unsere Zukunft als Kirchengemeinde hängt nicht von unserem Vermögen oder Unvermögen ab. Wir sollen unsere Möglichkeiten ausschöpfen, müssen aber nicht der Erschöpfung anheim fallen. (2. Kor 4,7: „So wird jeder erkennen, dass die außerordentliche Kraft, die in uns wirkt, von Gott kommt und nicht von uns selbst.“)